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Pressemitteilung

ÖDP Kreisrat Markus Remold zum geplanten Neubau der Ziegler-Group

Der "Neue Tag" berichtete in der Samstagsausgabe euphorisch über den Flächennutzungsplan im Wald- und Moorgebiet für die Firma Ziegler-Group. Mit einem langen Leserbrief "Zerstörung und Geldgier beim Namen nennen" nimmt unser ÖDP-Kreisrat Markus Remold dazu Stellung.

Bild: ÖDP/Markus Remold

Am Samstag, den 27. Februar 2021 berichtete der Neue Tag, dass der Stadtrat in Tirschenreuth einstimmig (!) beschlossen hat, den Flächennutzungsplan im Waldgebiet südlich des Engelmannteichs zu ändern, damit die Firma Ziegler-Group dort eine so genannte Giga-Factory für Holzhäuser errichten kann.

Das Gebiet gehört zu 95% der Stadt Tirschenreuth, ist eigentlich eine ökologische Ausgleichsfläche, grenzt an ein renaturiertes Moor und Sumpfgebiet und ist aus ökologischer Sicht für eine solche Gewerbeansiedlung denkbar ungeeignet. Außerdem dient das Gebiet vielen Tirschenreuthern zur Erholung.

Der Zeitungsartikel zeichnete sich durch auffallend viele positive Formulierungen aus, die offensichtlich dazu dienen sollten, die Tirschenreuther Bevölkerung für das geplante Gewerbegebiet zu gewinnen. Diese Tatsache hat unseren Tirschenreuther ÖDP-Kreisrat Markus Remold dazu bewogen, folgenden Leserbrief zu schreiben.

Hier der Originaltext: 

Das „fantastische Engagement […] ist für die ganze Region ein Segen“. So kündigt in Ihrer Samstagsausgabe vom 27. Februar ein christlich-sozialer Bürgermeister einen neuen Heilsbringer an. UNICEF, Brot für die Welt, Amnesty und die Ziegler-Group!

Um es gleich zu sagen: Dies ist kein Leserbrief gegen die Ziegler Group. Dies ist ein Leserbrief gegen eine neue Pandemie:

Die hemmungslos um sich greifende Schönrederei, an die wir uns nicht gewöhnen dürfen.

Eine ganze Seite hat der Neue Tag dem geplanten Gewerbegebiet am Engelmannsteich gewidmet. Eine geniale Werbeanzeige, die als solche allerdings nicht gekennzeichnet war: 

Ein „Optimalentwurf“, „ein außergewöhnliches Bild“, „Ökonomie und Ökologie in Einklang“, „Eine Jahrhundert-Chance“, die sich „homogen in die Natur“ einfügt. Auf „eingegrünten Parkplätzen“ wird „Parken unter Bäumen“ zum Fun-Event. „Musterhaussiedlung“, „Naturlehrpfad“ und „Insel mit Café“ - Placebos für kritische Geister! Dazu ein Aussichtshügel wie am Münchner Flughafen! Sogar Ausflüge für Schulklassen! Welch ein Novum in der Geschichte der heiß geliebten Wandertage! 

Und ein Informationszentrum! Ob man uns dort erklären wird, was ein Gewerbegebiet von einem Wald unterscheidet? Oder wird man uns berichten, wie viele Arbeitsplätze in kleinen Betrieben europaweit durch das Engagement der Ziegler Group vernichtet werden? Denn Holzhäuser bauen, das können andere auch. Nur müssen sie dazu nicht Baumstämme durch halb Europa fahren, um sie danach als Holzhäuser wieder zurückzubringen! Das nämlich ist gemeint, wenn es heißt, dass man „das ökologische Bauen in ganz Europa unterstützen“ wolle. So klingt Verdrängungswettbewerb auf Schönfärberisch. Und der forstwirtschaftliche Begriff der „Nachhaltigkeit“ bedeutet übrigens nicht, dass man einen Baum komplett verwertet, sondern dass am Ende eines Wirtschaftsprozesses nicht weniger, sondern im besten Fall sogar mehr Zukunft übrig bleibt. Wie man dies mit einem gigantischen Diesel-Fuhrpark im Dauereinsatz machen will, bleibt abzuwarten.  

Und wenn der Kommentator – der zufälligerweise auch der Autor des Artikels ist -  beim Thema Flächenfraß effekt-hascherisch alte Ressentiments gegen das böse München bedient, dann ist man einen Moment lang geneigt, ihn zu fragen, wann ER denn den Flächenverbrauch beenden würde. Sind 30% Versiegelung zu viel? Oder halten wir auch 50% noch aus? Die nüchterne Wahrheit ist: Wir werden niemals aufhören, denn der Flächenfraß ist Teil unseres Wirtschaftssystems und dessen Gier kennt keine Grenzen. Und so werden wir im Dienste unseres Wohlstands die Erde Gottes mit Beton überziehen, bis das System eines Tages zusammenkracht. 

Und wer die vielen neuen „lukrativen Arbeitsplätze für junge Leute in der Heimat“ lobt, der sollte nicht verschweigen, dass im Landkreis Tirschenreuth 10% der Arbeitsplätze schon heute nur mit Pendlern aus Tschechien besetzt werden können. 

Liebe Journalisten, Politiker und Wirtschaftslenker! Tut euch zusammen und zerstört wieder einmal ein Stück grüne Natur! Ihr tut nichts Neues! Ihr tut das, was wir seit Beginn der industriellen Revolution immer tun: Lebensgrundlagen vernichten und sie in Geld und Wohlstand verwandeln. Daran haben wir uns gewöhnt. Aber bitte seid ehrlich und nennt Zerstörung und Geldgier beim Namen! Und überschüttet uns nicht mit einer Flut von Euphemismen, die sich anfühlt, als wolle man aus einem harten Kanten Brot mit Zuckerguss einen Gugelhupf machen. 

Die Tirschenreuther werden das alte Brot schon schlucken und wieder einmal auf ein Stück ihrer grünen Lunge verzichten. Es ist kaum zu erwarten, dass sie es den Weidenern gleich tun, die sich ihren Wald per Bürgerentscheid gerettet haben. 

Markus Remold, ÖDP Kreisrat Tirschenreuth

Hinweis: Die ÖDP bleibt dran! Nachdem Erster Bürgermeister Franz Stahl alle Leserbriefschreiber in die nächste Stadtratssitzung am 25.03.2021 eingeladen hat, soll es dort weitere Informationen geben. Unter anderen wird die stellvertretende Kreisvorsitzende der ÖDP, Frau Angela Frank, auch daran teilnehmen.

Hier gerne der Link zum im Onetz veröffentlichten Artikel:

https://www.onetz.de/oberpfalz/tirschenreuth/konzept-fuer-gewerbegebiet-tirschenreuth-bereits-optimalentwurf-id3185540.html

Bild: ÖDP/Markus Remold

Bild: ÖDP/Markus Remold

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